Im Rosenmonat Juni, der Hauptblütezeit der
„Königin der Blumen“, stellen wir einen wunderschönen privaten
Rosengarten in Königswinter am Fuße des Siebengebirges vor.
Während moderne Rosen in Ausstellungen zusammengepflanzt nicht
immer bezaubern, sind die über 100 Sorten in diesem
Privatgarten eine wahre Augenweide.
Vorstellung Garten Zeising
Die Familie Zeising in Königswinter hat seit
zehn Jahren einen etwa 1.000 Quadratmeter großen Garten.
Durch Gartenfachreisen, 1998 bis 2000 speziell nach England,
wurde ihre Liebe zu Rosen geweckt, und so begannen sie, mit
Hilfe einer Gartenarchitektin ihren eigenen Garten in ein
Rosenparadies zu verwandeln.
Bei der Gartenanlage nach Plan wurde
geometrische Strenge durch rechteckige Formen und streng
geschnittene Buchsbäume mit romantischer Blütenfülle in Form
von historischen Rosen gepaart. Während Gabriele Zeising die
praktische Gärtnerin ist, bezeichnet sich Hans-Dieter Zeising
als virtueller Gärtner, denn er betreut die umfangreichen und
informativen Webseiten www.rosentreff.de. Da wird nicht nur
dieser Garten mit seinen vielen Rosensorten vorgestellt,
sondern auch viele andere Rosengärten. Außerdem gibt es jede
Menge Literaturtipps.
Als alte oder historische Rosen werden Sorten
bezeichnet, die vor 1867 gezüchtet wurden, dem Jahr der
Einführung der ersten Teehybride, der Sorte „La France“.
Damals gab es keine intensiv roten oder gelben Rosen, sondern
Blüten in weiß, rosa und violett, oft dicht gefüllt wie die
„Queen of Prairies“ von 1843, deren Blütenfarbe sogar vom
Aufgehen bis zum Verblühen noch von stark dunkelviolett nach
rosa bis weißlich wechselt.
Eine Besonderheit der alten Sorten ist vor allem
ihr überwältigender Duft wie bei der Kartoffelrose „Roseraie
de L’Hay“ von 1902, denn leider ist der Duft bei vielen
modernen Rosen verloren gegangen. Einige alte Sorten sind aber
bei feuchter Witterung empfindlich gegen Pilzkrankheiten. Im
Notfall spritzt Frau Zeising dagegen die beiden zugelassenen
chemischen Rosen-Pilzfrei-Mittel „Saprol“ oder „Baymat“ in
14-tägigem Wechsel. Rambler sind robuster.
Gegen Pilzkrankheiten haben sich aber auch zwei
biologische Mittel bewährt, nämlich „Neudovital“, ein
Lecithinpräparat, und „Mehltauschreck“, welches chemisch aus
Backpulver besteht und mit Öl vermischt wird. Vorbeugend gegen
Pilzkrankheiten ist es wichtig, die Rosen bei Bedarf nur von
unten zu gießen, mit einer Brause oder über die
Tropfberegnung. Auch sollte nicht zu üppig gedüngt werden. Im
Garten der Familie Zeising wird nur im zeitigen Frühjahr mit
mineralischem Volldünger und Horngrieß gedüngt.
Westborder
Wie in englischen Gärten unterteilte die Familie
Zeising ihren Garten in unterschiedliche Border, so werden
gemischte Strauch- und Staudenbeete genannt. Im Westborder mit
der großen Terrasse bestimmt ein großer Rosenbogen sehr stark
das Bild. Vor vier Jahren wurde rechts und links jeweils der
cremefarbene Rambler „Bobby James“ gepflanzt. Um ein üppiges
Wuchsbild zu erzeugen, wurden die Pflanzen bereits an der
unteren Querstrebe gekappt und dann auch an jeder weiteren, um
sich immer wieder zu verzweigen. „Bobby James“ blüht nur
einmal im Jahr, bringt aber bis zu 50 stark duftende
Einzelblüten an einer Dolde.
Während „Bobby James“ vor etwa 40 Jahren
gezüchtet wurde, ist die wunderschöne Strauchrose „Zephirine
Drouhin“ von 1868. Sie eignet sich eher für den Halbschatten.
Der starke Busch wird durch einen Obelisken gehalten, da er
sonst auseinander fallen würde. In dem Beet gibt es noch die
alte Moosrosensorte „Soupert et Notting“ von 1874.
Aufgelockert und belebt wurde dieses überwiegend rosa und weiß
blühende Rosenbeet mit zart blau blühenden Geraniumstauden und
Delphiniumhybriden.
Rosen ohne Duft fehlt die Seele. Um den Duft
richtig genießen zu können, sollten Rosen am besten am
Wegesrand oder an der Terrasse plaziert werden, um den Duft
schon in der ersten Morgenwärme schnuppern zu können. Ideal
ist auch ein Pavillon, unter dem man sitzen und genießen kann.
Im Garten der Familie Zeising ist es der Duft von „Madame
Alfred Carriere“, einer völlig schattenverträglichen
Strauchkletterrose, die erst im letzten Herbst gepflanzt wurde
und den Pavillon zuranken soll. Um den starken Wuchs von
Ramblern auszunutzen, wurden ihre Ranken an gespannten
Edelstahlseilen weitergezogen, so dass sie später wie frei
schwebend im Garten hängen.
Gerüste, an denen Rosen in die Höhe ranken
können, kann man fertig kaufen oder als Bausatz, den man mit
wenigen Handgriffen selbst zusammenmontieren kann. In diesem
Fall ist es ein Rosenbogen, der mit weiteren Bögen zum
Pavillon wird, wobei man das Ganze durch weitere Bögen
beliebig erweitern kann.
Bausatz Rosenbogen: circa
140 Euro
Bausatz Pavillon: circa
300 Euro
Erhältlich in Hagebau-Märkten oder Bezugsquelle
über:
An einem Rosenbogen im Nordborder wurde letzten
Herbst die Rose „Direktor Benshop“ gepflanzt und dann
mäanderförmig, also immer hin und her windend, entlang
gezogen. Um möglichst viele Blütenansätze zu bekommen, werden
Rosenzweige nämlich nicht senkrecht, sondern wie Obstzweige
waagerecht hochgezogen und gebunden.
Eine der duftstärksten Rosen ist die
Damaszenerrose „Rose de Resht“, die vor 1880 aus Persien
eingeführt wurde. Persien, Bulgarien und die Türkei sind ja
auch heute noch die Hauptanbaugebiete von Rosen, um aus den
Blütenblättern das wertvolle Rosenöl zu gewinnen. „Rose de
Resht“ ist sehr widerstandsfähig gegen Krankheiten und kommt
auch ohne Spritzungen zurecht.
Im Ostborder fallen neben den Rosen auch andere
Sträucher durch ihr dunkles Laub ins Auge, vor allem der
Perückenstrauch und die rotbraunen Berberitzen. Durch die
unterschiedlichen Pflanzenhöhen der Rambler, Kaskadenrosen und
kleineren Sträucher sowie der Stauden wirkt das
Erscheinungsbild des Beetes fast wellenförmig und damit sehr
abwechslungsreich.
Sehr gute Blumen zum Auflockern des Beetes sind
die Fingerhüte, die sich immer wieder selbst aussamen,
dazwischen mal neben der duftstarken Rose „Madame Boll“ von
1859 eine außergewöhnliche Staude wie der Ziermeerkohl Crambe
cordifolia.
An Rosen finden wir in diesem Garten vorwiegend
historische, aber durchaus auch neuere Sorten. Denn wenn man
heute über Rosen redet, fällt einem schnell der Begriff
englische Rosen von David Austin ein. Er hat die alten gefüllt
blühenden und duftenden Rosensorten mit modernen, resistenten
Sorten gekreuzt wie die „Shropshire Lad“ im Südborder, und
damit eine interessante neue Rosengeneration geschaffen, die
sich hier im Garten allerdings nicht so besonders bewährt hat.
Denn diese Sorten haben oft große, starke Blütenköpfe, die
aber auf zu dünnen und damit instabilen Stängeln sitzen und
dadurch unschön herunterhängen.
Das Gegenstück zu den englischen Rosen sind die
französischen Malerrosen der Firma Delbard wie „Henri Matisse“
oder „Camille Pissarro“. Mit den etwas gefleckten Blüten sehen
sie aus, als hätte ein Maler Farbe drübergekleckst. Nicht alle
Malerrosen sind allerdings in unserem Klima ausreichend
frosthart.
Rosen können auch in Gefäßen wachsen, in Wannen,
Kübeln, Töpfen, oder was man sonst zu Hause hat. Hier auf der
Terrasse im Topf steht die 1983 zur Weltrose gekürte Sorte
„Schneewittchen“; gezüchtet wurde sie schon 1901. Diese als
Hochstamm gezogene Strauchkletterrose duftet allerdings nur
sehr zart.
Daneben gibt es überall kleinere Rosen in
Töpfen, die Frau Zeising vom Züchter im Herbst wurzelnackt
bekommen hatte und die dann in Töpfe gesetzt wurden. Jetzt
sind sie pflanzfertig und sollen an ihren an diesem Wochenende
stattfindenden Rosentagen verkauft werden. Der Erlös wird dem
Rosarium Sangerhausen gespendet. Das Europa-Rosarium
Sangerhausen im Südharz feiert dieses Jahr im Juni sein
100-jähriges Rosenjubiläum. In diesem europäischen Rosarium
sind 7.000 Sorten aufgepflanzt, und besonders die alten
Sorten werden dort erhalten. Dazu benötigt es noch viel
finanzielle Hilfe, und der Familie Zeising sind Rosen so ans
Herz gewachsen, dass sie mithelfen.
(geöffnet von April bis Oktober täglich von
8.00 bis 20.00 Uhr)
Die Familie Zeising ist so begeistert vom
Gärtnern allgemein, vor allem aber von den Rosen, dass sie
ihren Garten auch für andere Gartenliebhaber öffnet, und zwar
an diesem Wochenende, ansonsten kann man ihren Garten
jederzeit im Internet besuchen. Mit ihrer „Offenen
Gartenpforte“ möchten sie bei den Besuchern Interesse für
eines der schönsten Hobbys wecken: für den Garten. Und bei so
einem tollen Vorzeigeobjekt wird das bestimmt gelingen.
Dieser Text gibt den Inhalt des Beitrags
der ServiceZeit Heim und Garten vom 13. Juni 2003 wieder.
Eventuelle spätere Veränderungen des Sachverhaltes sind
nicht berücksichtigt.